Was kann man am besten an einem regnerischen Tag wie heute tun? Zum Beispiel Weine verkosten oder Bücher lesen. Am besten man macht beides gemeinsam. Meine MW-Studenten haben mich mit ihren Fragen nach Lesetipps inspiriert, mein Bücherregal nach Verkostungsliteratur zu durchstöbern. Herausgekommen ist eine Übersicht mit den aus meiner persönlichen Sicht sieben besten Büchern zum Thema „Winetasting“.
Die Reihenfolge der Darstellung entspricht dabei keinem Ranking – dafür sind die Bücher von ihrem Fokus und von ihrer Didaktik her einfach zu unterschiedlich.
- “The Concise Guide to Wine & Blindtasting” von Neel Burton ist exzellent geschrieben und didaktisch hervorragend gegliedert. Und immer wenn ich das Taschenbuch aufschlage, erlebe ich als eines der wegweisenden Verkostungs-Führer. Vor allem seine Beschreibung der Stilistiken der international relevantesten Rebsorten und Weinregionen ist für Weinstudenten wie auch alle anderen Interessierten extrem hilfreich. Und bereits das brillant geschriebene Übersichts-Kapitel „The Art and Science of Blind Tasting“ lohnt den Kauf des Buches.
- Ein Klassiker auf dem Gebiet der Verkostungsbücher ist Michael Schusters „Essential Winetasting – The Complete Practical Wine Tasting Course“. Ich habe mehrfach während meines Studiums seine Tasting-Kurse in London besucht. Dabei habe ich Michael nicht nur als sehr angenehmen Menschen und Lehrer, sondern auch als unglaublich präzisen Verkoster kennengelernt. Seine gesamte Erfahrung hat er in dieses Buch gepackt, das so zu einem absoluten Standardwerk der Verkostung geworden ist. Rebsorten, Regionen aber auch Verkostungstechnik beschreibt Michael Schuster prägnant und treffend auf den Punkt.
- Keine Verkostungstipps, aber eine sehr gute Beschreibung von Merkmalen der klassischen europäischem Weinregionen liefern Rabatt Parr und Jordan Mackay in ihrem Buch „The Sommelier’s Atlas of Taste – A field Guide to the Great Wines of Europe“. Es ist mehr eine persönliche Verkostungsreise in die klassischen Regionen mit vielen Beschreibungen, Winzerporträts und Bildern. Nichtsdestotrotz geben die Autoren viele gute Beschreibungen an ihre Leser weiter, woran sich verschiedene Stile festmachen und man sie bei Blindverkostungen erkennt.
- Michael Broadbents´ Buch „Wine Tasting“ war für mich zu Studienzeiten stets eine Quelle der Inspiration. Vieles in diesem Buch – ich habe die Ausgabe von 1979 – mag längst überholt sein. Unvergleichlich ist jedoch sein Tasting-Vokabular. Für Nicht-Englisch-Muttersprachler wie mich war es stets eine Fundgrube auf der Suche nach dem richtigen Ausdruck in meinen Weinbeschreibungen.
- Einen ganz anderen Ansatz wählt Nick Jackson MW, der mit mir im vergangenen Jahr seine Master of Wine-Ausbildung abgeschlossen hat. Er fokussiert sich in seinem Buch “Beyond Flavor – The Indispensable Handbook to Blind Wine Tasting” auf die strukturellen Komponenten eines Weines zur Identifikation beim Blindtasting. Auch wenn das Büchlein nur 155 Seiten umfasst, ist es sicherlich für viele Leser ein „Augenöffner“ beim Entschlüsseln von Rebsorten und Herkunft.
- Wer nicht nach Geschmacksprofilen von Regionen und Rebsorten sucht, sondern sich generell mit allgemeinen Aromen- und Qualitätsaspekten beschäftigen möchte, sollte auch einen Blick in das Buch „Taste like a Wine Critic“ von Lisa Perrotta Brown MW werfen. Auch sie widmet den strukturellen Elementen eines Weins viel Aufmerksamkeit in diesem Band.
- Allen, die sich zudem für die chemischen und physiologischen Aspekte des Weinverkostens begeistern, sei das Buch „Wine Tasting – A Professional Handbook“ von Ronald S. Jackson ans Herz gelegt. Er beschreibt sehr umfangreich aber zugleich anschaulich die Welt des Verkostens aus der Sicht des Naturwissenschaftlers. Zum Wohl!!