Murphy´s Law at its best: Beim Vorbereiten der Weihnachtsweine ist mir ausgerechnet die Flasche Johannisberger Spätlese 1976 auf dem Kellerboden zerschellt. Was für ein Jammer. Perfekt gelagert, sehr guter Füllstand und das alles aus dem sehr guten Rheingauer Jahrgang 1976.
Schloss Johannisberg ist der Ort im Rheingau, wo die Spätlese „erfunden“ worden sein soll – so zumindest lautet eine Version der Geschichte. Danach soll sich 1775 der Bote verspätet haben, der die Leseerlaubnis vom Fürstbischof holen sollte.
Die von der Edelfäule inzwischen befallenen Trauben haben die Mönche trotzdem gelesen und vinifiziert. Die darauf entstandene „Spätlese“ hat alle begeistert.
Die Trauben des Johannisbergers wachsen auf einem nach Süden ausgerichteten Quarzithang, der genau auf dem 50. Breitengrad liegt. Ein perfektes Terroir für Riesling.
Und der 1976er? Zumindest habe ich noch einen kleinen Schluck aus dem Flaschenboden probieren können. Der Wein ist gereift mit eleganten Firne-Noten, Orangenmarmelade auf Toast, Honig, Bienenwachs, Kerosin. Orangenschale, getrocknete Aprikosen und Zitronenkuchen kommen hinzu. Sehr gute Länge mit einem feinen Finish. Was für eine Verschwendung…