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Über die innere Stärke in der Krise

  • Beitrags-Kategorie:Führung

Wir erleben im Moment Grenzsituationen, in denen Unsicherheit und Unklarheit unseren Alltag bestimmen. Wir wissen nicht, wie es geschäftlich, gesundheitlich und auch mit unserer Gesellschaft weitergeht. Es ist unklar, ob wir unser Leben, so wie wir es gewohnt waren, wieder zurückbekommen. Das alles „macht“ etwas mit uns. Mit unseren Kollegen, Freunden, mit meinen Lieben und natürlich mit uns selbst. Jeder reagiert dabei anders. 


Wie widerstehen

Ich gehöre zu denen, die mit Krisen und schwierigen Phasen vergleichsweise gut umgehen können. Ich verfüge ich über eine gute Resilienz, wie diese innere Widerstandsfähigkeit wissenschaftlich genannt wird. Das war nicht immer so. Über die Jahre ist sie in mir und ich an ihr gewachsen. Sie hat mir die Kraft gegeben, ein international operierendes Team zu führen, „nebenher“ meinen Master of Wine zu bestehen und in dieser Zeit eine lebensbedrohliche Krankheit zu besiegen. Welche Erkenntnisse mir geholfen haben, diese Kraft zu schöpfen, darüber im Folgenden erst einmal ein kurzer Überblick, bevor ich in den nächsten Posts weiter darauf eingehe. 


Annehmen statt hinnehmen

Essenziell ist es für mich zunächst, eine Krise bzw. eine schwierige Situation anzunehmen, sich auf sie einzulassen. Das klingt banal und ist doch so schwierig. Glauben wir in unserer alltäglichen Welt doch, alles kontrollieren zu können. Und wir das Gefühl des „Ausgeliefertseins“ kaum aushalten können. Doch es gibt eben kein Recht darauf, dass es uns immer und zu jeder Zeit gut geht. Und das gilt es erst einmal zu verinnerlichen. Es gibt auch keinen Anspruch darauf, unser „altes“ Leben zurückzubekommen. Es gibt Wendepunkte im Leben, die ein „Davor“ und ein „Danach“ markieren. Punkt. Wer seine Lage, seine Diagnose erst einmal annimmt – damit meine ich ausdrücklich nicht hinnehmen – legt den Grundstein dafür Dinge zu verändern. Das ist zumindest mir niemals durch Verweigerung, noch durch Panik gelungen.  


Raus aus der Opferrolle

Die wichtigste Lektion, die ich für mich gelernt habe. Raus aus der Opferrolle und aktiv die Veränderung zu treiben. Wir sind keine Opfer der Umstände. Wir machen uns selbst zu Opfern. Grübeln ist Gift. Über Fragen zu kreisen wie „warum hat es mich getroffen?“, raubt nur unnötig Energie. Denn darauf gibt es zumindest in diesem Leben keine Antwort. Deshalb lieber den Blick nach vorne richten. 

Bei einem Scheitern äußere Faktoren, die unfairen Regeln, die bösen Prüfer oder Anderes verantwortlich zu machen, ist ebenfalls menschlich, verstellt aber den Blick auf die wirklichen Ursachen des Versagens – die Erkenntnis, dass ich es in der Regel immer selbst verbockt habe.  Und nur wenn ich das begriffen habe, kann ich es beim nächsten Mal besser machen. Ich habe beispielsweise während meines Masters of Wine Studiums extrem talentierte Leute kennengelernt, die es nur deshalb nicht geschafft haben, weil sie permanent das System hinterfragt haben, anstatt stärker an sich zu arbeiten. 


Die Lösung im Fokus

Wenn mich Unsicherheit, Angst und andere negative Gedanken beherrschen, kann es nur allzu leicht passieren, dass ich den Blick für das Wesentliche verlieren. Auf die Antworten grundlegender Fragen: Wo will ich hin, was will ich an meiner Situation ändern und wie könnte mir das gelingen? Den Fokus hierauf zu behalten, seine Chancen zu erkennen und zu nutzen, darauf kommt es entscheidend an. Und immer, wenn mir das gelungen ist, habe ich die Situation zum Besseren wenden können. 


Den Experten zuhören 

Wichtig ist es, sich Expertenrat suchen, wenn nötig. Nicht alles kann man alleine bewältigen. Doch für nahezu alles gibt es Menschen, die sich damit extrem gut auskennen und deren Expertise man nutzen sollte. Ärzte, Mentoren, Coaches und natürlich private Experten haben mir unglaublich geholfen: zu fokussieren, meine Situation neutral aufzuzeigen, Perspektiven zu entwickeln, Ansätze und Lösungen zu finden. Am Ende konnten sie jedoch eines niemals: mir die letzte Entscheidung abnehmen. Die musste ich immer selbst treffen und die notwendigen Schritte tun. Schließlich ging es um meine persönliche Gesundheit, Erfolg, Zukunft.  


Vertrauen in die eigenen Stärken

Krisen haben mir weh getan, mich verunsichert, aber sie haben mich am Ende stark gemacht. Das mag abgedroschen klingen. Aber wenn ich zurückblicke, waren es die schmerzhaftesten Situationen, die mir das Rüstzeug gegeben haben, mit noch schwierigeren Momenten umgehen zu können. Und ich habe gelernt, keine Angst vor falschen Entscheidungen zu haben. Die gibt es meiner Überzeugung nach schlicht und einfach nicht. Jede meiner Entscheidungen im Leben hat Türen auf und zu gemacht. Und alle hatten etwas Gutes, auch wenn es manchmal gedauert hat, das zu erkennen. 

Aus all dem ist aber ein Vertrauen in meine eigene Stärke entstanden. Ich habe in der Vergangenheit so viel geschafft, dass mir um die Zukunft auch nicht Bange ist. Irgendwie wird es gelingen. Auch wenn ich heute noch nicht weiß wie. Das gilt auch für diese Krise. 

Fortsetzung folgt.